Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen

Wir verstehen den Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen als Prozess der fortschreitenden Fokussierung, bei dem Priorisierungen vorgenommen werden müssen und je nach festgestelltem Handlungsbedarf mit unterschiedlicher Intensität vorgegangen werden muss. Arbeitsplätze und Tätigkeitsgruppen, bei denen eine Gesundheitsgefährdung aufgrund der psychischen Belastungen zu erkennen ist, ist dabei mit höherem Ressourceneinsatz (vertiefende Analysen, Bereitstellung von Ressourcen zur Gestaltung) zu begegnen, als Tätigkeitsgruppen mit geringem Gefährdungsprofil.

Diese Unterscheidung vorzunehmen zwischen Tätigkeitsgruppen mit geringerem und mit höherem Handlungsbedarf ist – neben der validen und zugleich ökonomischen Erstellung eines Gesamtüberblicks auf die Belastungssituation in den unterschiedlichen Tätigkeitsgruppen – die Hauptfunktion des Fragebogens zur Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen (FGBU).  Umfangreiche Studien mit großen Erwerbstätigenstichproben haben gezeigt, dass der FGBU valide zwischen hoher und geringer Gefährdung differenzieren und Tätigkeitsgruppen mit besonders hohem Gesundheitsrisiko differenzieren kann (vgl. Dettmers & Stempel, 2021).

Die Skalen des FGBU messen valide und genau (reliabel) die von der GDA empfohlenen Belastungsfaktoren (vgl. Dettmers & Krause, 2020), anders als beispielsweise 1-Item Checklisten, wie etwa die Prüfliste Bund. Das erlaubt nicht nur eine genauere Diagnose der Ausprägungen psychischer Belastungen, sondern führt auch zu einer Änderungssensibilität des FGBU. Dies ist vor allem deshalb wichtig, da der FGBU so auch zu Evaluationszwecken eingesetzt werden kann, um Änderungen der psychischen Belastungssituation, z.B. im Zuge von umgesetzten Maßnahmen zu überprüfen.